Geschichte von Reiferscheid

Frühgeschichte

Etwa ab dem 12. Jh. v. Chr. drang die Urnenfelderkultur aus dem Donauraum über das Neuwieder Becken bis in die Eifel vor. Nach Professor Kleemann, dem Leiter des Bonner Instituts für Vor- und Frühgeschichte, wurde das bisher einzige im Kreis Ahrweiler nachweisbare Gräberfeld der jüngeren Urnenfelderkultur (9. bis 7. Jh. v. Chr.) in Reifferscheid entdeckt.
Dass sich auch die Römer schon in Reifferscheid niedergelassen haben, bzw. hier einen Stützpunkt hatten, läßt sich mit hinreichender Sicherheit nachweisen. An der „Alten Burg” sind u. a. römische Scherben und gemörteltes Mauerwerk entdeckt worden. Vor der Römerzeit (58 v. Chr. bis ca. 465 n. Chr.) wurden hierzulande Mauern nur in Trockenbauweise errichtet.
Im Precarievertrag von 975 findet sich die erste urkundliche Erwähnung Reifferscheids, weshalb man im Jahre 1975 dann die 1000-Jahrfeier beging.
Im 12. und 13. Jh. konnten die Grafen von Nürburg gegenüber derAbtei St. Maximin in Trier ihren Einfluss auf die Pfarrei Reifferscheid immer mehr festigen. 1276 gelangte sie mit der Grafschaft Nürburg zu Kurköln.
Im Verband des Amtes Nürburg wurde Reifferscheid mitverpfändet. Pfarrherr mit Kollationsrecht war die Familie zu Arenberg, die ihr Amt bis 1795 ausübte.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) kam große Not über das Dorf. Damals soll der Ort bis auf wenige Häuser abgebrannt sein.
Zur Zeit der Französischen Revolution (1789) gehörte Reifferscheid noch immer zu Kurköln im Amt Nürburg.
Der Ort galt als Schultheißenamt und hatte einen bedeutenden Markt. Der Schultheiß übte auch eine bescheidene Gerichtsbarkeit aus. Noch heute erinnert die Flurbezeichnung „Am Galgen” zwischen Reifferscheid und Honerath an die ehemalige Hochgerichtsstätte.

Die französische Besatzungszeit

1794 wurde der Kreis Ahrweiler von den französischen Revolutionstruppen besetzt und so verloren die Herzöge von Arenberg 1795 ihren Einfluss auf Reifferscheid. Ab 1796 gingen im Rahmen der Säkularisierung sämtliche Kirchengüter in staatlichen Besitz über. Reifferscheid gehörte nun zum Departement Rhin et Moselle, zum Arrondissement Bonn und zum Kanton Adenau. Mit dieser Regelung verlor Reifferscheid seine Bedeutung als Gerichtsort und seinen Markt an das günstiger gelegene Adenau, welches im Zuge der Neugliederung Deutschlands 1816 zur Kreisverwaltung erhoben wurde.

Die Jahre 1816 bis 1945

Die Zeit vom Ende der franözösischen Besatzungszeit bis 1914 brachte dem Dorf kaum Veränderungen.
Im Jahre 1891 wurde das Schulhaus neu errichtet, da das vorherige bis auf die Grundmauern abgebrannt war.
Nach kurzer Zugehörigkeit zum Bistum Aachen kam die Pfarrei Reifferscheid im Jahre 1824 zum Bistum Trier.
Vom ersten Weltkrieg wurde der Ort kaum berührt und als Bauern kannten die Reifferscheider
die Hungersnot längst nicht in dem Ausmaß wie in den Städten.
Auch der zweite Weltkrieg ging fast spurlos vorüber. Nur im heutigen Rodderweg wurde 1943 ein Haus durch eine Bombe zerstört und ca. 100 Bomben verfehlten ein Munitionslager auf „Minwegen”. Viele junge Reifferscheider Männer ließen jedoch ihr Leben beim Kampf an der Front.

Die Jahre 1945 bis heute

In der Nachkriegszeit hatte Reifferscheid allerdings unter den Folgen des Krieges zu leiden. Die französischen Besatzer verlangten Abgaben an Vieh und Getreide. Die größten Auswirkungen hatte allerdings das Abholzen ganzer Wälder, deren Holz für den Wiederaufbau in Frankreich abtransportiert wurde.
Nach der Neueinteilung Deutschlands gehört Reifferscheid heute nun zum Land Rheinland-Pfalz, Kreis Ahrweiler, Verbandsgemeinde Adenau.
Da Reifferscheid über keine eigenen Wasserläufe im Ort verfügte, hatte man mehrere Brunnen gebaut (teilw. über 20 m tief), von denen durch Restaurierung einige heute noch erhalten sind. Im Jahr 1953 wurde der Bau der Wasserleitung fertiggestellt, die über den Hochbehälter auf der „Forst Nück”, der durch Pumpleitungen aus Quellen und Bohrbrunnen gespeist wurde und alle Häuser mit Wasser versorgte. Gleichzeitig war die Erstausstattung mit einer Abwasserkanalisation durchgeführt worden. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde von 1954 bis 1956 die Ortsstraße befestigt. Im Jahre 1960 wurde die Flurbereinigung eingeleitet, in deren Zuge auch die Verbindungsstraßen zu den Nachbarorten ausgebaut wurden.
1963 wurde die neue Grundschule an der Fuchshofener Straße eingeweiht und 1965-67 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus erbaut.
Später folgten der Bau der Sportanlagen mit Fußballplatz, Umkleidegebäude und Flutlichtanlage sowie zwei Tennisplätzen. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde der Dorfplatz am Fronhof neu gestaltet und die alten Dorfbrunnen restauriert. Als letztes wurde 2002 ein neues Kindergartengebäude in direkter Nachbarschaft zur Schule errichtet.