Geschichte
Die Pfarrei St. Michael in Reifferscheid ist eine der ältesten in unserer Gegend. Zur Zeit Karls d. Großen stand hier die einzige Kirche zwischen Üxheim und Kesseling. Im Jahre 975 übereignete der Trierer Archidiakon Wicfrid der Benediktinerabtei St. Maximin zu Trier die Eigenkirche Reifferscheid. Statistische Erhebungen kannte man in der Frühzeit nicht, so dass man sich auf Vermutungen stützen muss. Nach Angabe der Hufen (Familien), die im Jahre 975 mit sechs und im 13. Jh. mit acht aufgeführt werden, könnten damit zu jener Zeit sechs bzw. acht Familien ansässig gewesen sein. Wenn 1614 pro Familie ein Huhn an die Kellnerei Nürburg abgegeben werden musste, für 1638 aber 84 Hühner angegeben werden, wären somit wohl 84 Familien vorhanden gewesen. 1830 gibt der Pastor für die ganze Pfarrei 134 Familien an, davon Reifferscheid alleine: 74 Familien mit 384 Erwachsenen und 262 Kindern. Schon damals
gehörten wie heute der Pfarrei Reifferscheid die Orte Reifferscheid, Rodder, Fuchshofen und Lückenbach an.
Die Pfarrkirche
Die älteste Kirche, aus der nur noch der Taufstein (im 1200, Trachyt) erhalten ist, war
ein romanischer Bau. Nach 1450 folgte eine spätgotische Anlage, deren kreuzgewölbter
Chor 6,50 x 3,30 m maß. Turm und Kirche wurden 1633 für 54 Gulden neu gedeckt. Starke Schäden entstanden, als 1711 der Blitz einschlug und drei Glocken beim Brand einschmolzen. 1779 plante man einen Neubau,
doch die Anträge des Pastors an den damaligen Zehntherren Cramer von Clausbruch,
Herr zur Mühlen in Adenau, blieben erfolglos.
1801 stürzte das Langhaus mit Gewölbe ein. Die 1802 geschaffene Erneuerung konnte jedoch
nur als Zwischenlösung dienen, da das flach gedeckte Langhaus von 9,30 m Länge und 8 m Breite viel zu eng war.
Der Neubau 1993 - 1895
Man drängte viele Jahre lang auf einen kompletten Neubau, zu dem der Kapellenfond Rodder
8.000 Mark stiftete und die gleiche Summe auslieh.
Am 2. 10. 1893 wurde der Grundstein zu einer neuen Kirche nach den Plänen des
Lambert von Fisenne aus Gelsenkirchen gelegt. der untere Teil des Turmes wurde erhalten,
aber sonst ganz erneuert und ein Kirchenschiff mit zwei Mittelpfeilern wurden neu gebaut.
Vieles wurde auch damals schon von Bürgern aus Reifferscheid und Rodder in freiwilliger Arbeit erbracht. So musste täglich Wasser herbei gefahren sowie Sand und alle Steine in Adenau abgeholt werden. Tannen- und Eichenholz wurden von den Gemeinden gestiftet, wobei sich auch das kleine Lückenbach beteiligte. Fuchshofen lieferte die Schieferplatten, die den ersten Bodenbelag bildeten. Viele Familien schenkten der neuen Kirche die Ausstattung,
wie z. B. den Hochaltar oder die Seitenaltäre. Eine lange Liste von Spendern wurde vom damaligen Pfarrer Franz Josef Karl Eisenach angelegt, der folgende Schlussrechnung aufmachte:
29.000 Mark für den Rohbau, 25.300 Mark für Orgel, Mobiliar, Einrichtung und Fenster – insgesamt 55.000 Mark.
Nach zweijähriger Bauzeit, die zwei Dachdecker das Leben kostete, konnte die Michaelskirche
1895 benediziert und 1896 konsekriert werden.
Kirchenpatron war früher wie heute der hl. Erzengel Michael.
Die Erweiterung und Renovierung 1971 – 1973
Wie viele Kirchen des Bistums war die Pfarrkirche im Laufe der 60er Jahre auch in Reifferscheid
zu klein geworden. Da Bauherr, Bischöfliche Behörde und auch der Architekt Wert auf die
größtmögliche Erhaltung des spätgotischen Bauwerks legten, kam man zwangsläufig zu einer
zwar bescheidenen, aber stilistisch passenden Erweiterung durch den Anbau zweier Seitenschiffe.
Dadurch wurde das ehemalige Langhaus zum Mittelschiff. Um diesen Raum besser nutzen zu können,
entschied man sich für die Entfernung der tragenden Mittelsäulen, um die Erhaltung der alten
Kirche in allen Teilen möglich zu machen. So wurde der neue Altar auf der Basis der vorderen Stütze
errichtet, der Taufstein auf dem Sockel der hinteren Säule. So blieb das alte Bauprinzip noch
gut erkennbar und die in den Kapitellen endenden Kreuzgewölbe scheinen nun haltlos über dem
Mittelschiff zu schweben. Diese spektakuläre Lösung sorgt bei vielen Besuchern immer wieder für
ungläubiges Staunen. So konnte der alte Chorbau samt dem neugotischen Altar als
Sakramentskapelle erhalten werden. Die Gemeinde ist nun dreiseitig um den neuen Altar gruppiert.
Die Wiederherstellung der ursprünglichen Ausmalung, die bei der Entfernung des grauen
Anstrichs wieder entdeckt worden war, trägt mit ihrer frohen Farbgebung zum festlichen
Gesamteindruck bei.
Drei Bauepochen sind nun an der Kirche feststellbar, der gotische Turmschaft, der neugotische Bau
nach Fisenne und die Anbauten unserer Zeit, die sich einem großen formalen Konzept
unterordnen und sich somit hervorragend ergänzen. Durch die Verwendung von Bruchsteinen bei den
Seitenschiffen, die auch am Altbau vorhanden waren, nimmt man die Erweiterungsbauten auf den
ersten Blick kaum wahr. So entstand über viele Generationen ein würdiges Gotteshaus, das
jederzeit einen Besuch lohnt.